Der karolingisch-ottonische Königshof von Zizers – in zeitgenössischen Quellen als curtis bezeichnet – stellt ein für die Gemeinde Zizers, den Kanton Graubünden, aber auch für den gesamten Schweizer Raum ausserordentliches archäologisches, architektonisches, kultur-, wirtschafts- und sozialgeschichtliches Denkmal dar. Bislang steht der bei Bauarbeiten 2003 entdeckte Befund aus dem 8. bis 11. Jahrhundert in der Schweiz ohne Parallelen da, sodass dem Monument völlig zu Recht nationale Bedeutung zukommt. Die laufende Auswertung der archäologischen Untersuchungen sowie der historischen Quellen wird ohne Zweifel wichtige neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Geschichte des Kantons und seiner umliegenden Gebiete liefern.
Dass es gleichzeitig gelungen ist, das zunächst vor einem Totalverlust bedrohte historische Objekt den kommenden Generationen und insbesondere den Einwohnerinnen und Einwohnern vor Ort im Boden zu erhalten, ist als besonders glücklicher und weitgehend einzigartiger Umstand zu bezeichnen – sowohl aus denkmalpflegerischer wie aus didaktischer Sicht. Das grosse Interesse und Engagement von Bund, Kanton und Gemeinde ermöglichten einen Erwerb des betroffenen Baugebiets und in weiterer Folge eine in-situ-Konservierung der Anlage nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen. Letztere wurden vom Archäologischen Dienst insbesondere in den Jahren 2009 bis 2013 durchgeführt und mit der Wiederherstellung des Geländes (Eindeckung) gegen Ende 2013 abgeschlossen.
In enger Zusammenarbeit wurde parallel dazu mit der Gemeinde Zizers 2012/13 ein professionelles Vermittlungs- und Gestaltungskonzept für die nachfolgende Nutzung der archäologischen Zone „Königshof“ erarbeitet (Leitung: L. Wegelin, Malans). Besonderer Wert wurde dabei auf eine schlichte, funktional-zeitlose, intime, indes einladende Transformation des Areals gelegt, dessen vornehmlicher künftiger Zweck die didaktische Vermittlung des „genius loci“ sein wird.
Integraler Bestandteil der archäologischen Visualisierung stellt der am Boden mittels Metallfriesen nachgezeichnete, über eine erste Informationskammer erreichbare Grundriss des mittelalterlichen Königshofes dar. Dessen räumliche Kubatur wird durch eine moderne, mindestens „mannshohe“ Bepflanzung rekonstruiert. Die Ausstattung der Fläche mit pflegeleichten Grünpflanzen ist somit als grundlegendes didaktisches Element der Wissensvermittlung und geometrischen Imagination, und keinesfalls als lediglich „schmückende Zier“ anzusehen. Einfache Sitzkörper am Rande des ausgekiesten königlichen Innenhofes sollen die BesucherInnen zum Verweilen und Studium der klassischen Informationstafeln auf einem Rundgang animieren.
Der gemeinsam erarbeitete Entwurf überzeugt als verantwortungsvolles und wirksames Konzept, Einheimischen und Gästen vor Ort einen bleibenden Eindruck vom gänzlich unter der Erde verschwundenen Denkmal zu vermitteln. Nicht zuletzt stellt ein derart prominentes Fenster in die Vergangenheit der Gemeinde und des Kantons auch eine wichtige Plattform und wirksame Schnittstelle zur Öffentlichkeit dar. Damit wird das erfolgreiche gemeinsame Projekt mehr als 10 Jahre nach der erstmaligen Entdeckung des Königshofes im Jahr 2015 einen überzeugenden und befriedigenden Abschluss finden.
Text: Thomas Reitmaier, Kantonsarchäologe